„Focused on Visions and Dreams“
Vernissage am 10. Juli 2025
Am 10. Juli öffnete Schloss Lohe seine Türen zur Vernissage „Focused on Visions and Dreams“ – einem Abend, der dem Dialog zwischen Kunst, Raum und Wahrnehmung gewidmet war.
Im Mittelpunkt stand die Werkserie Focused Meditation von Hella Ridder, deren Arbeiten Wilhelm Büse in seinem begleitenden Artikel in die Tradition von J. M. W. Turner stellt – als zeitgenössische Weiterführung des Lichts als emotionaler Ausdruck.
Die Ausstellung bot einen atmosphärisch dichten Einblick in die aktuelle Schaffensphase der Künstlerin – geprägt von Konzentration, Tiefe und stiller Strahlkraft im historischen Ambiente von Schloss Lohe.
Das Flüchtige erspüren
Laudatio zur Vernissage auf Schloss Lohe am 10.07.2025
Meine sehr verehrten Damen und Herren, liebe Kunstfreunde,
wir stehen heute vor Bildern, die sich nicht einfach konsumieren lassen – eie fordern uns heraus, sie eröffnen innere Räume, sie bewegen sich jenseits dessen, was eindeutig ist. Die Werke von Hella Ridder sind keine Abbilder der Welt, sondern Erfahrungsfelder für das, was unter der Oberfläche liegt – vibrierend, schwebend, verdichtet.
Ihre Malerei ist ein lebendiger Dialog zwischen Form und Auflösung, zwischen Fläche und Atmosphäre, zwischen Spuren von Erinnerung und visionärem Aufbruch. Sie ist Ausdruck eines künstlerischen Denkens, das sich ganz dem Prozess verschreibt – dem Sichtbarmachen innerer Zustände, der Erforschung von Wahrnehmung-
Ein Vergleich, der sich aufdrängt – und der die Tiefe von Hellas Werk in ein kunsthistorisches Spannungsfeld setzt – ist der mit William Turner. Turner, dieser große Einzelgänger der englischen Malerei, war einer der ersten, der die Grenzen des Sichtbaren bewusst überschritt.
Seine Bilder zeigen Landschaften, Licht, Wetter – und zugleich sind sie Echos innerer Bewegung.
Turner zerschmilzt die Form, verwandelt Natur in Strahlung, in Unschärfe, in reine Atmosphäre.
Und mehr noch: Er malt nicht mehr das, was ist – sondern das, was empfunden, erahnt,
gedeutet werden kann.
Auch Hella Ridder geht diesen Weg. Sie schafft Bildwelten, die sich nicht erklären lassen, sondern die sich entfalten – vor unserem Auge, aber vor allem in uns selbst. Ihre Kompositionen atmen, sie fluktuieren zwischen Dichte und Leichtigkeit, zwischen Anziehung und Entgrenzung.
Farbflächen treten in Beziehung, stoßen sich ab, schweben frei. Es sind keine gegenständlichen Erzählungen, sondern malerische Möglichkeitsräume.
Während Turner das Licht als metaphysische Kraft begriff, arbeitet Hella Ridder mit Farbe als emotionalem Resonanzkörper. Ihre Bilder sind nicht illustriert, sondern evoziert – wie Erinnerungen, die auftauchen, bevor man sie fassen kann. In dieser Offenheit liegt ihre Kraft.
Hella Ridder konstruiert keine Bildräume – sie lässt sie entstehen.
Und genau darin liegt die Verbindung: Sowohl Turner als auch Ridder haben sich dem Prozesshaften verschrieben. Beide glauben an das Malerische als eigenständige Sprache, die nicht beschreibt, sondern verwandelt. Sie laden uns ein, uns einzulassen – auf das Uneindeutige, das Flüchtige, das Erspürbare.
Die Bildwelten von Hella Ridder lassen sich nicht lesen – sie müssen durchlebt werden. Sie sind poetisch, aber nie sentimental. Sie sind präzise in ihrer Freiheit. Und sie sprechen zu uns – auf einer Ebene, die jenseits der Sprache liegt.
In einer Zeit, in der Bilder oft laut, grell und funktional sind, ist diese Malerei ein Geschenk. Sie schenkt uns Tiefe, Stille, Weite. Sie erinnert uns daran, dass Kunst ein Raum sein kann – nicht der Erklärung, sondern der Erfahrung.
Wilhelm Bühse
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